„Alles was ist, ist Licht“
John Scotus Eriugena (815 – 877)
ST. PROKULUS KIRCHE UND MUSEUM
Ein Kirchlein sui generis
Das Kirchlein St. Prokulus ist ein kunsthistorisches Kleinod, das trotz intensiver, internationaler Forschungsarbeit noch immer so manches Geheimnis birgt. Aufgrund des Turms mit Doppelbogenfenstern und gemauertem Spitzhelmdach wirkt die Kirche auf den ersten Blick romanisch, jedoch wurde nur der Turm um 1185 angebaut. Die Kirche wurde schon viel früher errichtet, vermutlich Ende des 8. Jahrhunderts.
Berühmt ist St. Prokulus für seinen einzigartigen, vollständig erhaltenen vorromanischen Freskenzyklus, der durch Ornamentmalereien in zwei Register geteilt ist. Die Fresken sind nicht zuletzt deshalb so gut erhalten, weil sie bis ins 20. Jahrhundert unter einer im Spätmittelalter aufgetragenen Schicht gotischer Malereien verborgen waren.
Weitere archäologische Ausgrabungen förderten die Reste eines spätantiken Hauses und einer frühmittelalterlichen Grabstelle zu Tage. Unter anderem wurde ein germanisches Kurzschwert als Grabbeigabe gefunden. Archivmaterial und menschliche Knochenfunde bezeugen zudem, dass der Kirchhof Mitte des 17. Jahrhunderts nach einer Epidemie als Pestfriedhof genutzt wurde, da St. Prokulus außerhalb des Dorfkerns lag.
Direkt gegenüber der Kirche lädt das Prokulus Museum dazu ein, noch tiefer in seine Geschichte und die Geschichte von Naturns einzutauchen. Das architektonische Juwel mit seinem ebenerdigen Eingang führt die Besucher in unterirdische Räume, wo sie entlang eines informativen Parcours nicht nur die gotischen Fresken bewundern können, die aus der Kirche entfernt wurden, um die älteren Malereien wieder sichtbar zu machen. Vier Raum-Zeit-Stationen bieten einen eindrucksvollen Überblick über verschiedene Epochen – von der Spätantike über das Frühmittelalter und die Gotik bis hin zum 17. Jahrhundert – und präsentieren die archäologischen Funde, die rund um die Kirche entdeckt wurden.
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